Zugegeben: Was ein
Gertel ist, hab’ ich nicht gewusst.
Andererseits kennt nicht einmal die Wikipedia »meine«
Runkel, nur Runkelstein und so weiter. Dann gibt’s noch eine Lindsey Runkel, eine Radsportlerin, die nach ihrem Unfall tapfer weiter Radsport macht. (
Hier ihre ergreifende Geschichte, englisch.)
Beta vulgaris subsp. vulgaris var. crassa bzw. var. alba – diese Runkelrübe aber hatte ich nicht gemeint.
Ich meinte die Krummhacke, die wir in Südtirol verwenden. Wir haben mehrere am Hof. Eine kleine für Damen (unteres Bild, 24 cm von oben bis unten) und eine große für Herren (obere zwei Bilder, 40 cm).
Auf der Suche nach der Runkel kam ich auf die Männerrunkel.
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Eine Runkel im Wappen von Talheim bei Heilbronn
Wikipedia |
Sie besteht aus einem dicken Stück Flacheisen, oben ist die Klinge, gekrümmt und scharf, unten ist der Griff, aus dem Stahl rundgebogen für die Hand und deshalb innen hohl. In diese unten enger werdende Röhre steckt man einen Stecken und lässt ihn oben bei der Klinge etwas herausstehen. Das ergibt einen Haken, an dem man sich die Runkel an den Gürtel hängen kann (wenn man keine Angst hat, dass sie sich löst und einem womöglich ins Bein hackt …)
Woher der Ausdruck Runkel kommt, den so nördlich vom Brenner (?) vielleicht schon keiner mehr kennt? Es gibt ganz viele Ausdrücke für dieses Werkzeug, seit der Bronzezeit, siehe weiter unten; die
Runkel lässt einen Südtiroler gleich an die italienische
Roncola denken.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hippe_(Werkzeug)#Bezeichnungen:
In Südbaden, im Elsass und in der Schweiz wird die Hippe in einer längeren Ausführung mit 40 cm eingesetzt und unter anderem als
Säsli (Breisgau, Ortenau und mittlerer Schwarzwald) oder
Gertel (Schweiz und angrenzendes Markgräflerland) bezeichnet. Alleine in Südbaden sind dreizehn Namen bekannt, so neben dem
Gertel und dem
Säsli örtliche Bezeichnungen wie
Bäcksel, Dechsel, Schnäker, Riisäsli, Gertmesser oder
Häpe. Im Schwäbischen ist auch die Bezeichnung
Hoob gebräuchlich. In anderen Teilen Schwabens, so in der bayerischen Region Schwaben um Augsburg, wird die Hippe
(Reisachmesser) auch als
Schnaier bezeichnet, im Mindeltal in der Abwandlung
Schnaiter.
[
»Alemannisch«
https://als.wikipedia.org/wiki/Holzhippe Säsli, Stäckespitzer (Steckenspitzer) oder
Gertel. (Der Stecken, die Stecken = der Stock, die Stöcke. Hier geht’s um Rebstöcke, nicht um Gehstöcke.) – Gertel wurden auch zum Binden von Wällen oder Wellen genutzt,
Dort weiter
Hoop, Hobe oder
Häbe, Häple; Säßli, Holzhäppe(n), Sächsle, Säsl,
Sesl und
Waldsächsle
https://pfl.wikipedia.org/wiki/Sesl Sesl
https://it.wikipedia.org/wiki/Roncola_(attrezzo)#Nomi_locali (Werkzeug, Bezeichnungen, it.):
roncola oder
ronca,
altri nomi a livello regionale e locale sono
brìtoea,
ronchèta,
fùlciòt, rampéla, mèla, ràsciòt, roncio, marassa, podèt, marraccio,
folc, pennato, ronca, rangòn, podetô, ronconéla, stegagno, forsét,
putatur, runcula, podai, kurlash. – Esiste una versione della roncola chiamata
beidana introdotta nelle valli valdesi del Piemonte tra il 1200 e il 1500.
https://en.wikipedia.org/wiki/Billhook Billhook
Selbst das
Grimmsche Wörterbuch kannte nur die Rübe oder
die Hippe; in der
Schweiz den Gertel. Nebenbei war das zum Anteil eines Bürgers am Gemeindewald geworden, wo er sich mit dem Gertel Holz holen durfte!
Schnarteln wie Schneitelung
https://de.wikipedia.org/wiki/Schneitelung
Ein Fachmann schreibt mir: ›Die
Runkel wird im Sarntal auch
Roggau(n) genannt. Mit diesem Werkzeug werden Äste ausgeputzt oder ein Dickicht abgeschlagen.
Schnarteln kenne ich nicht. Klingt ähnlich wie
Schnaiteln. Soweit ich weiß bedeutet das Zurückschneiden von Laubbäumen etwa in der Vegatationszeit zur Gewinnung von Futterreisig, oder im Winter für Flechtwerk. Auf vielen Höfen findet man heute noch alte
Schnaitel-Eschen. Diese wurden zur Befestigung von steilen Hängen oder Wegböschungen gepflanzt. Durch den regelmäßigen Schnitt treibt der Baum lange Schosse mit großen Blättern, welche viel Wasser verdunsten und so den Boden im Wurzelbereich befestigen und trockenhalten.
Michi Machatschek ist ein Experte auf diesem Gebiet. Du findest ihn
im Internet.‹
Auch bei uns wurden noch in den Fünfzigerjahren die Linden unter dem Weg zum Hof geschnartelt oder eben geschnaitelt. Das gab Streu für den Stall, meine ich.
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Verba Alpina« vorbei!
Dazu noch:
NZZ
Ein Lob auf die Helvetismen
»Neulich will ich speditiv etwas Schüblig und Wirz für ein
heimelig-urchiges Nachtessen besorgen. Ich schleppe mich,
verletzungshalber hinkend, zum Kassier, strecke ihm etwelche Fünfliber
hin. Doch wie ich das allfällige Retourgeld heische, wirft er mir
rüffelnde Blicke zu, bis mir wind und weh wird.« –
Und … weiter
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